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Du bist hier: Startseite » Empfehlungen » Mindnapping (10): Der Traumtänzer

 

Idee & Buch: Hendrik Buchna
Regie & Schnitt: Patrick Holtheuer
Co-Regie: Marko Peter Bachmann, Steven Schulze
Musik: Sebastian Pobot
Sounddesign: Björn Korthof
Executive Producer: Sebastian Pobot
Gestaltung, Layout & Fotos: Daniel Klages-Saxler
Produktion: Audionarchie, 2012
Im Vertrieb von Highscore Music

Sprecher:

Eckart Dux, Ulrike Stürzbecher, Helmut Krauss, Katja Brügger, Robert Missler, Mark Bremer, Patrick Holtheuer.

 

Inhaltsangabe des Verlags:

Zu Beginn der Therapiesitzung ahnt Dr. Frank Morgan noch nicht, dass am Ende des Tages nichts mehr so sein wird wie vorher. Das Gespräch mit der unscheinbaren Klientin Mary Bellows nimmt urplötzlich eine dramatische Wendung, die unversehens auch seine eigene Welt ins Wanken bringt. Als Morgan die Tragweite seines fatalen Irrtums bewusst wird, bleibt nur noch die Flucht. Doch tief in der Vergangenheit, inmitten des Dunkelhauses, wartet die unumstössliche Erkenntnis, daß man vor Träumen nicht fliehen kann…

 

Meine Meinung:

Zurück in den „Darkside Park“.

Während andere Label gern mal groß rumposaunen, daß man so und so viele Folgen rausbringen wird und dann Jahr um Jahr um Jahr ohne nennenswerten Output ins Land gehen, hat Audionarchie in etwas über 1,5 Jahren satte 10 Folgen auf den Markt gebracht – mit einem qualitativ sehr hohen Niveau.

Mit Folge 10 gibt es dann auch eine handfeste Überraschung: Der „Darkside Park“ öffnet wieder seine Pforten – in persona Dr. Frank Morgan, der bereits in Hendrik Buchnas „Das böse Zimmer“ seine Erfahrungen mit bleichen Gesellen hatte. Und wer, wenn nicht Buchna höchstpersönlich könnte die neuerliche Geschichte um den geplagten Psychiater verfassen? Eben.

So ist auf Anhieb für die Fans von „Darkside Park“ ein anheimelndes Gefühl da – doch keine Bange: Wer die Hörbücher nicht kennen sollte, kommt dennoch mit. Es ist keine Voraussetzung, daß man den „Darkside Park“ gehört oder gelesen hat. Doch natürlich ist es für diejenigen, die es getan haben, immer noch ein Bonus (so lernt man hier etwa Lilian Carver kennen, die Morgan in „Das böse Zimmer“ erwähnt hatte und Morgan selbst ist auch für Richter Grimes tätig, der ebenfalls im „Darkside Park“ Erwähnung fand ).

Ruhe wird Jagd wird Bizarrheit.

Die Geschichte beginnt sehr ruhig – praktisch als Kammerspiel. Nach und nach wird allerdings klar, daß es sich um ein „großes“ Hörspiel handelt – es agieren mehrere Charaktere und nach der Therapiesitzung geht es dann auch Schlag auf Schlag weiter. Dabei hat Buchna diesen sehr ruhigen Beginn mit den düsteren Einwürfen bewußt als Eingang gewählt. Ähnlich Stephen King wird der Hörer nämlich zunächst regelrecht „eingelullt“, bevor dann die bizarr-düstere Albtraumszenerie losbricht und so um etliches stärker wirkt, als hätte es direkt von Anfang an Bambule gegeben.

Das Ende passt dann so wunderbar zu Ivar Leon Mengers Testimonial auf dem CD-Rücken, wie es den Tatsachen entspricht: „David Lynch hätte an Hendrik Buchnas Hörspiel seine helle Freude gehabt.“ Stimmt. Denn genauso wie Lynch verweigert sich auch Buchna jedweder Genrekonvention und liefert ein Ende, das -Gott sei Dank- verdammt weit ab vom Mainstream liegt und somit durchaus als Highlight der jüngeren Hörspielgeschichte bezeichnet werden kann.

 Auf zwei Schultern ruht das Spiel.

Bei den Sprechern gibt es „gewohnte Kost“: Nein, nicht abwertend gemeint. „Gewohnte Kost“ heißt bei Audionarchie: Starke Stimmen, starke Leistungen. Gerade Eckart Dux, der hier erneut in die Rolle des Dr. Frank Morgan schlüpft, und Ulrike Stürzbecher als Mary Bellows tragen den Hauptteil des Hörspiels und überzeugen in jeder einzelnen Szene. Gerade der kammerspielartige Beginn lebt durch diese beiden großartigen Sprecher.

Wenn Gott selbst Musik hören wollte, würde er sich für Boccherini entscheiden…

Für die Musik zeichnet diesmal erneut Sebastian Pobot verantwortlich – sehr orchestral, aber nicht übermäßig pompös. Eingängig und auf den Punkt passend. Richtig großartig ist allerdings das Einbinden von einer sehr getragenen Variante von Luigi Boccherinis „La Musica Notturna delle Strade di Madrid (Op. 30 n. 6, G. 324)“ als Thema des „Nachtlings“ – das passt am Ende wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge.

Die Geräuschkulisse bietet ebenfalls einmal mehr passgenaue Effekte. Egal ob es subtile Hintergrundgeräusche, das Dröhnen von Motoren in einem Tunnel oder die gänsehaut erzeugenden Laute des Nachtlings sind – man ist hier erneut „mittendrin, statt nur dabei“.

Als Fazit:

Unbedingte Kaufempfehlung, wenn man eine gewisse Affinität zu bizarren, fantastischen Enden hat. Wer ein 08/15-Mainstream-Ende erwartet, wird vermutlich enttäuscht sein. Wer aber Fan des „Darkside Park“ oder einfach Freund fantastischer Hörkost ist, der wird auf seine oder ihre Kosten kommen. Wortwörtlich: Fantastisch.


Cover © Audionarchie

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